21 Jahre bag of goodies

Lasst uns feiern! 21 Jahre „bag of goodies“. 21 Jahre „Dub Disco Disaster“. Doch gleich vorweg ein Eingeständnis: auch nach einundzwanzig Jahren ist das Tübinger Nachtleben im wesentlichen von zwei Dingen geprägt auf die wir gleich zu sprechen kommen.

Zwei, um die mancher Stuttgarter die Tübinger beneidet …

Stuttgarter Zeitung

21 Jahre Dub Disco also. Dubbige Disco-Beats und staubiger Afro Soul. Extrem groovende House-Traxx und basslastige Grooves. 21 Jahre gelebte Subkultur. Die Nacht zum Tage machen und das in einer schwäbischen Kleinstadt die erstmal nicht wirklich für ihren ausgelassenen Feierkult bekannt ist. Der erste Eindruck kann eben doch täuschen, das habt ihr in den letzten einundzwanzig Jahren hingebungsvoll auf der Tanzfläche bewiesen. Tanzen. Feiern. Gelassen, offen, mit exzessiver Hingabe. Frenetisch, losgelöst, völlig in die Musik eingetaucht. So macht ihr die Nacht zu einer Kollage unterschiedlichster Sinneseindrücke und Gefühle. Es ist - und da übertreiben wir in keinster Weise - eine Ehre, für Euch aufzulegen.

… it is not just the bookings that make the night so special it’s the open-minded crowd of music lovers, students and local scensters that make the difference.

Oliver Felbert aka Olski

Obige Worte schrieb Oliver Felbert aka Olski 2003 begeistert nach einem Bag-of-Goodies-Abend auf der Website seines Labels Meltingpot Music. Diese Aussage trifft auch nach 21 Jahren noch zu. Das, was bag of goodies so besonders macht, ist sein Publikum. Also Du — und all die anderen, die jedes Mal auf’s neue für eine extrem positive, in manchen Phasen des Abends geradezu euphorische Stimmung sorgen.

Eine Juke-Box spielt Musik. Ein DJ erzeugt eine neue Welt.

Als DJ definiert man sich natürlich gerne über die Musik die man auflegt. Aber ist ein guter Abend nicht mehr als nur Spektakel und Musikauswahl? Besteht die eigentliche Kunst des Auflegens nicht darin, eine gewöhnliche Party in ein erhabenes Ritual zu verwandeln? Sich durch die Seelen der Anwesenden wühlen, ihr Gemüt und ihre Emotionen erforschen, um sie dann mit Hilfe der Musik auf eine Reise an einen anderen, besseren Ort mitzunehmen?

Ganz abgesehen davon, wäre es auch schwierig, bag of goodies in eine bestimmte Schublade zu stecken. Denn dank der Tatsache, dass wir zwischen 1995 und 2005 jeden Montag im Jazzkeller auflegten, wir also quasi eine wöchentliche DJ-Residency inne hatten, konnten wir uns von Anfang an musikalisch austoben und uns nach und nach einen ganz eigenen Sound zulegen.

Ob Deep House der Chicagoer Schule, New Yorks dubbige Disco-Beats oder basslastiges aus London, Berlin oder sonst woher, durch ständiges Experimentieren und Ausprobieren schufen wir unseren ganz eigenen Sound. Sehr zur Begeisterung der Tübinger Clubgänger, also Euch.

Ein Raum, ein Abend, ein Ritual. Ein Ort innerhalb des Orts. Eine eigene Welt.

Wer genau macht denn nun bei bag of goodies die Nacht zum Tage? Manch einer dürfte sicherlich an der Universität eingeschrieben sein. Die studentische Bevölkerung Tübingens also. Andere widerum zählen sich zur arbeitenden Bevölkerung, ohne deshalb auf eine gesunde Dosis Nachtleben verzichten zu wollen. Ja selbst Familienväter und –mütter werden immer wieder bis spät in die Nacht auf der Tanzfläche gesichtet — aber keine Angst, wir verraten den Großeltern nichts.

Was uns alle verbindet ist jene universelle Sehnsucht. Den Alltag hinter sich lassen. Unseren jugendlichen Leichtsinn, unsere Lebensfreude, unsere Sinneslust zelebrieren. Dazu brauchen wir keine Halle und keinen Vergnügungstempel. Weder tausende von Menschen auf der Tanzfläche, noch ein Line-Up, dass sich wie die Speisekarte eines Vier-Sterne-Restaurants liest. Uns reicht ein kleiner Keller, ein wenig Licht und eben jene Handvoll Leute, die wissen, wie sich dieses gewisse Etwas anfühlt. Die mir nichts dir nichts aus einer sanft groovenden Menge einen explodierenden Hexenkessel machen.

Morgens um fünf sind alle gleich

Wenn wir dann am frühen Morgen nach Hause gehen, haben wir dieses Glänzen in den Augen. Ein Glänzen, das von der Gewissheit herrührt, gelebt zu haben. Wohlwissend, dass durch Leidenschaft und Hingabe eben doch eine andere Welt möglich ist - und wenn nur für ein paar Stunden.

Womit wir auch wieder bei der eingangs gestellten Frage wären. Nachtleben, das ist vor allem Tanzen und Feiern. Denn was am Ende des Abends (oder besser gesagt, am nächsten Morgen) zählt, sind die erlebten Glücksmomente, die einen berauscht in die Welt hinausgehen lassen. Jene Benommenheit, die einen wie einen Schutzfilm ummantelt und dafür sorgt, dass man mit reibungsloser Leichtigkeit durch die Morgendämmerung bis nach Hause spaziert.

p.s.: Du willst natürlich wissen, was genau wir unter "Dub Disco" verstehen und warum es das eigentlich gar nicht gibt. Genau das kannst Du in Blogpost "What's this thing called 'Dub Disco'" erfahren.

p.p.s.: Natürlich gibt es auch eine Facebook-Veranstaltung zu diesem Bag-of-Goodies-Abend.