Erkenntnisse auf der Tanzfläche

Jetzt mal ehrlich, wann bist Du das letzte Mal nach einer durchfeierten Nacht aufgewacht und hast Dir gedacht: "Verdammt, es hätten mehr DJs auflegen müssen!“? Wenn es Dir wie uns geht, genau gar nicht.

3 Dinge, die wir beim Tanzen, Auflegen und Feiern gelernt haben

Quantität und Qualität sind eben zwei unterschiedliche Dinge und auf der Tanzfläche macht sich das ganz besonders bemerkbar. In einem guten Club braucht es keine zwanzig DJs und auch keine tausend Tänzer, um den Abend zum Erfolg zu bringen. Oftmals ist weniger sogar mehr. Was am Ende des Abends (oder besser gesagt, am nächsten Morgen) zählt, sind die erlebten Glücksmomente, die einen berauscht hinaus in die Welt gehen lassen. Jene Benommenheit, die einen wie einen Schutzfilm ummantelt und dafür sorgt, dass man mit reibungsloser Leichtigkeit durch die Morgendämmerung bis nach Hause spaziert.

Tänzer hinterm Vorhang |bag of goodies

Nun kommt es aber sehr wohl vor, dass man auch mal vorzeitig nach Hause geht. Den Abend also abbricht, mit dem Gefühl im Bauch, dass da eigentlich mehr hätte gehen können. Dass der Abend irgendwie intensiver, intimer, erfüllender hätte sein müssen.

Zwanzig Jahre Spazieren gehen durch’s Nachtleben - sei es auf der Tanzfläche oder hinter den Plattentellern - haben uns oft genug beide Seiten der Medaille kennenlernen lassen und recht schnell kam ein gewisses Muster zum Vorschein. Dinge, die es braucht, damit man am nächsten Mittag mit einem erhabenen Lächeln auf den Lippen aufwacht.

1. Individualität macht den Reiz aus

Ausgehen, Tanzen und Feiern sind ganz persönliche, individuelle Angelegenheiten. Es geht primär eben nicht darum, Teil einer Szene zu sein oder zu einer Clique zu gehören. Viel mehr will man ja explizit den uniformierten, geregelten Alltag hinter sich lassen.

Und mal Hand auf’s Herz, viele unserer Besucher wissen gar nicht so wirklich Bescheid über die Musik, die wir spielen. Sie kommen, weil ihnen die Atmosphäre gefällt und all die unterschiedlichen Leute um sie herum. Sie genießen schlichtweg den Abend und diese gewisse anonyme Intimität in mitten der Menge, die dafür sorgt, dass sie tanzen und feiern können, ohne die Erwartungen anderer erfüllen zu müssen.

Das Selbe gilt auch für die Anzahl der DJs, die an einem Abend auflegen. Im Gegensatz zu anderen Veranstaltern, deren Line-Ups länger sind als die Weinkarte eines 3-Sterne-Restaurants, laden wir bei bag of goodies eigentlich immer nur ein oder zwei DJs zu Gast - aus gutem Grund. Nur so haben die DJs genug Zeit, das Publikum kennen zu lernen, sich einzugrooven, herauszufinden was geht und was nicht. Um dann am Ende mit Recht sagen zu können, dass sie alles aus sich, den Tänzern und dem Abend rausgekitzelt haben.

2. Der Groove ist alles.

Ganz ehrlich, Songtexte haben uns nie wirklich interessiert. Vielschichtige Bob-Dylan-Lyrics und zweideutige Beatles-Texte versinken in Bedeutungslosigkeit, wenn sie ihrem eigentlichen Herrn gegenübertreten: dem Groove.

Die Essenz von Musik lag schon immer im Beat, in der Rhythmus-Sektion, im Groove eben und spätestens seit James Brown sollte das eigentlich auch die ganze Welt wissen. Im Groove entfaltet sich die eigentliche Wirkung eines Songs und auf der Tanzfläche gilt das mehr denn je. Texte verlangen nach einer Interpretation, der Groove kommt völlig ohne aus. Denn bei Dance Music geht es nicht darum, was es ist, sondern darum, was es mit einem anstellt.

3. Morgens um fünf, wenn die Sonne aufgeht, sind alle gleich.

Wenn wir uns mit unserer Musik mehrere Stunden lang durch Eure Seelen gewühlt haben, Euch Ekstase, Schönheit, Erschöpfung und Abgrund zugleich nahe gebracht haben und nach all dem Schwitzen und Tanzen so langsam die Kräfte nachlassen … dann zeigt sich der wahre Charakter eines Abends und das wahre Können eines DJs.

Wenn es uns DJs gelingt, die Anwesenden im Laufe des Abends aus ihrer momentanen Laune herauszureißen und sie das hier und jetzt - wie auch immer es gerade geartet sein mag - vergessen zu lassen, dann können wir uns in der Tat auf die Schulter klopfen, alles richtig gemacht zu haben.

Im Niemandsland zwischen Gestern und Heute leben die schönsten Momente. Den Weg dorthin zu Weisen, ist unsere Aufgabe.